Gewächshaus Belüftung: Tipps und Tricks zum Gewächshaus richtig belüften
Ein Gewächshaus ist eine feine Sache: Du kannst darin Pflanzen geschützt vor Wind und Wetter anbauen – und so deren übliche Saison verlängern. Im Gewächshaus herrscht ein spezielles Klima, das sich aus dem Zusammenspiel von Temperatur, Luft und Feuchtigkeit ergibt.
Wie du im Gewächshaus für eine optimale Temperatur sorgen kannst, indem du es gegebenenfalls heizt, das haben wir dir in einem anderen Artikel zu Gewächshaus heizen bereits gezeigt.
Dieses Mal geht es um die richtige Gewächshaus-Belüftung: Wir nennen dir Gründe, warum das Gewächshaus Lüftung braucht und erklären technische Möglichkeiten dazu.
Wie du das Gewächshausklima mit Lüften beeinflusst
Im Gewächshaus treffen oft stehende Hitze und hohe Temperaturen auf empfindliche (Jung-)Pflanzen.
Willst du die Wirksamkeit unterschiedlicher Methoden zur Gewächshaus-Belüftung bewerten, musst du zunächst wissen, wie das Klima im Gewächshaus entsteht und von welchen Faktoren es wie beeinflusst wird. Das erklären wir dir im Folgenden.
Es gilt: Das Gewächshaus ist ein abgeschlossener Raum, das Klima darin also ein Raumklima.
Einflussfaktoren auf das Gewächshausklima
Das Raumklima im Gewächshaus wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu zählen:
das meteorologische Wetter (Umgebung, Außenluft)
die Bauphysik (Raumgröße, Boden-, Wand- und Deckenkonstruktion, Zahl, Art, Größe und Ausrichtung der Fenster, Sonnenschutz)
die gegebenenfalls installierte Heizungsanlage
die Lüftungsvorrichtungen und/oder die gegebenenfalls installierte Lüftungsanlage
Als Klimaparameter bestimmen
Raumtemperatur,
Luftfeuchtigkeit,
Luftgeschwindigkeit,
Wärmestrahlung (natürliche von der Sonne, künstliche von der Heizung)
das Klima im Gewächshaus.
Die Raumtemperatur ergibt sich aus der im Gewächshaus herrschenden Lufttemperatur und der Oberflächentemperatur von Boden, Wänden und Decke des Gewächshauses.
Wichtig: Pflanzen haben unterschiedliche Wohlfühltemperaturen, in denen sie optimal gedeihen. 15 bis 24 Grad Celsius (°C) gelten als ideal für pflanzliches Wachstum. Unter 10°C stoppt es, unter 0°C sterben die meisten Pflanzen. Ab 28°C sinkt die Wachstumsrate, die Photosynthese stoppt. 40°C vertragen Pflanzen nur kurzzeitig, höhere Temperaturen lassen sie sterben. Je höher die Raumtemperatur im Gewächshaus ist, desto mehr „atmen“ die Pflanzen. Das heißt auch: Desto mehr verdunsten sie, was zulasten des Energiehaushaltes der Pflanzen geht und sie auf Dauer schwächt. Umso wichtiger ist der natürliche Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht.
Die Lufttemperatur ist die Temperatur, die die Umgebungsluft hat – ohne wirksame Wärmestrahlung.
Die Luftfeuchtigkeit meint den Gehalt an Wasserdampf in der Luft. Dabei gilt: Je wärmer die Luft im Gewächshaus ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen. Beim Lüften im Winter dringt kalte Außenluft ins Gewächshaus ein. Mit ihr sinkt die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus. Kühlt die Luft soweit ab, dass sie den Taupunkt unterschreitet, kondensiert der Wasserdampf. Das Kondenswasser schlägt sich zuerst an den kalten Oberflächen von Wänden und Decke des Gewächshauses nieder. Dort ergeben sich dann optimale Wachstumsbedingungen für unerwünschten Bewuchs mit Schimmelpilzen.
Wichtig: Während die einen Pflanzen in hoher Luftfeuchte bestens wachsen, bevorzugen die anderen eher trockene Luft.
Die Luftgeschwindigkeit beeinflusst den Luftaustausch und die Verdunstung im Raum. Je schneller die Luft durchs Gewächshaus zieht, desto schneller entzieht sie dem Raum Wärme und Feuchtigkeit.
Wichtig: Viele Pflanzen vertragen Zugluft im Gewächshaus nicht und entwickeln sich in dieser nicht optimal. Denn sie verdunsten mehr Flüssigkeit, als sie über den Boden aufzunehmen vermögen. Zugleich erhöht sich dabei die Konzentration von Salz im Wurzelbereich, was den Wurzeln schadet.
Die Wärmestrahlung übt erheblichen Einfluss auf das Gewächshausklima aus. Ein für Pflanzen im Gewächshaus ungünstiges Klima ergibt sich beispielsweise:
infolge einer zu hohen natürlichen Wärmeeinstrahlung durch die Sonne
oder einer zu sehr auseinander klaffenden Schere zwischen Lufttemperatur und Temperatur der Bauteilflächen.
Abhilfe vor zu viel Sonneneinstrahlung ins Gewächshaus schaffst du mit einem passenden Sonnenschutz, den du bei Bedarf flexibel aktivieren kannst – entweder per Hand oder automatisch.
Wichtig: Manche Pflanzen mögen Sonne, manche nicht.
Aus dem Vorgeschriebenen ergibt sich, dass du mit der richtigen Gewächshaus-Lüftung einen Großteil der genannten Klimagrundwerte gezielt steuern kannst. Da es dabei stets darum geht, aktuelle Klimaparameter beizubehalten oder zu ändern, solltest du die Klimaparameter kennen. Mit Hilfe entsprechender Messgeräte (Thermometer, Hygrometer) ermittelst du diese.
Warum du das Gewächshaus richtig lüften musst
Wenn im Frühjahr beispielsweise mittags die Sonne bereits für Temperaturen bis 30°C (im Sommer mitunter mehr als 50°C) im Gewächshaus sorgt, sinken diese nachts und ohne Gewächshausheizung schnell wieder auf Werte um den Gefrierpunkt. Dieser Temperaturwechsel ist für kaum eine Pflanze gut. Die Pflanzen reagieren darauf buchstäblich mit Verspannungen: Das Gewebe der Pflanzen spannt und reißt. In die Risse dringen aus dem Boden leicht Erreger von Pilzkrankheiten ein, so dass Stängel und Wurzeln deiner Gewächshauspflanzen faulen oder welken.
Wichtig: Mit der passenden Gewächshaus Belüftung bewahrst du deine Pflanzen vor schadenden Höchsttemperaturen. Gegen Mindesttemperaturen hilft die Gewächshausheizung.
Auch das oben bereits angesprochene Kondenswasser schadet deinen Gewächshauspflanzen, wenn es auf sie tropft. Denn auch hier besteht das Risiko, dass sich Fäulnis ausbreitet.
Wann du das Gewächshaus lüften musst
Idealerweise herrschen in deinem Gewächshaus 22°C bis 24°C und eine Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 80 Prozent. Diese Klimaverhältnisse erreichst du in unseren Breiten, wenn du das Gewächshaus regelmäßig und mindestens ein Mal täglich gründlich lüftest. Im Winter reicht es auch alle paar Tage. Wobei für die Gewächshaus Belüftung frostfreie Temperaturen herrschen sollten. Der Regelbereich automatisierter Lüftungstechnik (siehe unten) sollte daher bei 5°C bis 10°C beginnen.
Gewächshaus lüften – die Lüftungsmethoden im Überblick
Kommen wir zu den Methoden zur Gewächshaus-Belüftung. Es werden zwei grundsätzliche Lüftungssysteme unterschieden:
die freie, natürliche Gewächshauslüftung
die Gewächshauslüftung mithilfe von Lüftungstechnik mit und ohne Strombedarf
Freie Lüftung fürs Gewächshaus
Bei der feien Lüftung geht es um den Austausch der Luft im Gewächshaus aus Glas bzw. im Kunststoffgewächshaus, der sich durch den Druckunterschied infolge von Wind und Temperaturdifferenzen ergibt, wenn du Tür, Fenster oder Lüftungsluken/-klappen/-schlitze des Gewächshauses öffnest. Wobei die Tür in der Regel nicht als Lüftungsfläche gezählt wird. Die Wirkung der freien Lüftung hängt dabei davon ab,
wie groß die jeweiligen Öffnungen sind (Dach- und Seitenöffnungen zum Lüften sollten mindestens auf 10 Prozent der Gesamtglasfläche des Gewächshauses kommen. Die Größe der Lüftungsöffnungen im Dach sollte in Summe der Fläche der summierten Seitenöffnungen entsprechen.),
wie sie angeordnet sind (für DIY-Gewächshaus-Selberbauer: Plane die Lüftungsöffnungen strategisch: Ratsam sind Lüftungsmöglichkeiten in sämtlichen Dachflächen, damit auch das Lüften der vom Wind abgewandten Seite gelingt. Extra Seitenlüftungsöffnungen helfen zudem. Tief sitzende Seitenöffnungen in Kombination mit Dachöffnungen sorgen für eine gute Zirkulation (Kamineffekt) der Luft im Gewächshaus.)
und wie lange diese offen sind.
Drei freie Lüftungsarten sind üblich:
stete Lüftung über ein stets geöffnetes Fenster (zum Beispiel in „Kippstellung“)
Stoßlüftung über ein kurzzeitig komplett geöffnetes Fenster
Querlüftung über zwei einander gegenüberliegende offene Fenster, die meist Zugluft verursacht
Das freie Lüften erfordert deine Anwesenheit: Du müssen Tür, Fenster oder Lüftungsluken öffnen und schließen. Oft sind diese Lüftungsöffnungen jedoch nicht ausreichend für eine optimale Lüftung des Gewächshauses.
Unser Tipp: Sogenannte Lamellenfenster beziehungsweise Jalousiefenster sind eine gute Alternative zu herkömmlichen Gewächshausglasfenstern. Sie lassen sich häufig auch nachträglich einbauen. Die Glaslamellen der Lamellenfenster sind beweglich und lassen sich händisch oder automatisch anwinkeln. Allerdings schließen sie nie komplett, weshalb du die Fenster im Winter abkleben solltest, zum Beispiel mit einer lichtdurchlässigen Blasenfolie.
Lüftungstechnik für Gewächshäuser
Alternativ zur händischen Methode gibt es Technik, die Ihnen hilft, das Gewächshaus richtig zu lüften. Dazu gehören:
Automatische Fensteröffner (ohne Strombedarf)
Ein automatischer Fensteröffner läuft hydraulisch, also ohne Strom. Stattdessen sitzt ein Wachs oder Gas in einem Zylinder, das sich je nach Temperatur zusammenzieht oder ausdehnt. Das sich ausdehnende Wachs oder Gas bewegt eine Kolbenstange, die wiederum Fensterhebel in Bewegung setzt, sodass sich ein Gewächshausfenster öffnet. Zieht sich das Wachs oder Gas beim Abkühlen zusammen, drückt entweder das Eigengewicht des Fensters dasselbe zu oder die Schließung erfolgt mithilfe einer vorgespannten Stahlfeder. Du kannst den Zeitpunkt des Öffnens und Schließens in Abhängigkeit von einer Temperatur wählen, indem du das Führungsrohr am Lüfter ein- oder ausdrehst. Die Kombination von Dachfenstern und automatischen Fensteröffnern macht Sinn, wenn du nicht ständig zugegen bist, um das Gewächshaus bei Bedarf richtig zu lüften.
Ventilatoren (mit Strombedarf)
Ventilatoren verbrauchen zum Be- und Entlüften des Gewächshauses elektrischen Strom – entweder vom Stromlieferanten oder umweltfreundlich von einer Photovoltaik-Anlage, die Solarstrom erzeugt. Wobei du bedenken musst, dass bei zu wenig Sonnenstrahlung auch die Leistung der PV-Anlage sinkt. Damit die Lüftung des Gewächshauses auch nachts läuft, sollten die PV-Anlagen mit passendem Solarspeicher ausgerüstet sein.
Grundsätzlich sind zwei Ventilatortypen gängig:
axiale (funktioniert wie ein Propeller)
und radiale (funktioniert wie eine Zentrifuge).
Der Radial-Ventilator punktet damit, dass der Motor im Gehäuse gut geschützt ist und er die Luft stetig ansaugt und abgibt. Er kommt damit auf höhere Leistungen als der Axial-Ventilator, der auch Rohr-Ventilator genannt wird. Ein mittelgroßes und größeres Gewächshaus ist daher mit einem Radial-Lüfter besser bedient als mit einem Axial-Lüfter, gleichwohl dieser teurer ist und wegen seines meist viereckigen Auslasses in Kisten oder Anlagen verbaut werden muss. Anders der Axial-Ventilator: Er passt mit genormten DIN-Anschlüssen auf genormte Rohre.
Es werden im Handel unterschiedliche Ventilator-Lüftungssysteme für Gewächshäuser angeboten: einfache Ventilator-Lüftungssysteme zum Stehen (Bodenventilatoren) oder Hängen (optimaler Weise unter dem Gewächshausdach): Diese werden per Hand in Betrieb ein- und ausgeschaltet. Mitunter haben die Geräte praktische Timer, um den Betrieb über eine festgelegte Zeitspanne zu gewährleisten.
Standventilatoren mit Drehgelenk (Oszillation): Sie erreichen dank der Drehung jeden Winkel im Gewächshaus – auch in großen Gewächshäusern.
und Umluftventilatoren (Umwälzsysteme): Die Lüftungssysteme wälzen die Luft im Gewächshaus um, indem sie wärmere Luft über einen Schlauch aus dem Dachbereich zurück nach unten zum kühleren Boden bewegen, wo die Pflanzen wurzeln. Auf diese Weise kommt gleichmäßige Raumtemperatur zustande, vorausgesetzt, die Luft wird 10 bis 20 mal pro Stunde umgewälzt.
Gut zu wissen: Ventilatoren helfen dir, Windbestäuber-Pflanzen zu befruchten. Außerdem tragen dazu sie bei, dass schädliche Insekten sich nicht so einfach auf deine Pflanzen stürzen können, denn die frische Brise hindert sie daran.
Alternativ kannst du im Gewächshaus auch
auf Kleinraumventilatoren setzen, wie sie im Bad üblich sind. Wobei diese dort meist mit dem Betätigen des Lichtschalters reguliert werden – was im Gewächshaus wenig Sinn macht. Hier sollte die Lüftung mithilfe von Feuchtesensoren von der Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus abhängig gemacht werden. Solche Lüftungssysteme lassen sich ins Dach oder die Wände des Gewächshauses, zum Beispiel in vorhandene Rohre, Schächte, Spalten oder Öffnungen im Fensterglas, integrieren – auch nachträglich. Auch hier gibt es Timer, die eine Intervalllüftung ermöglichen.
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